Der Camping-Hype treibt, wie jeder andere Trend auch, die unterschiedlichsten Blüten. Eine unübersehbare und teilweise auch seltsam widersprüchliche, ist das sogenannte „Glamping“. Dabei wird im Extremfall konsumverwöhnten „Motorhome“-Reisenden größtmöglicher Komfort und maximales Entertainment geboten. Das erinnert dann häufig mehr an Kreuzfahrten und Club-Urlaube als an Camping in der Natur. Aufmerksame Leser unseres Blogs werden es bereits vermuten: unser Ansatz ist das eher nicht, wir lieben es einfach und naturnahe. Für uns ist eine Camping-Reise vor allem eine hervorragende Möglichkeit Natur, Menschen, Kultur, … auf sehr direkte Weise zu begegnen und dabei einen möglichst geringen „Fußabdruck“ zu hinterlassen. Dass ein wohltuendes Verwöhnprogramm dazu nicht immer ein Widerspruch sein muss, erleben wir bei unserem Besuch bei Camping Hell.

Es ist im übrigen auch unser erster Camping-Trip ohne unsere beiden Kinder, welche wir währenddessen bei den Großeltern bestens betreut wissen. Das Ziel unseres Kurzurlaubs haben wir im Internet recherchiert und wir sind nun gespannt ob das Versprechen von Wohlfühlcamping, Naturerlebnis und Nachhaltigkeit in einem, tatsächlich erfüllt werden kann. Bei der Anreise kommen uns diesbezüglich kurz einmal Zweifel. Unser Reiseziel befindet sich bei Fügen im Zillertal. An sich ein wunderschöner Flecken Erde, ist das Zillertal jedoch stark gezeichnet vom Schimassentourismus, welcher an diesem Wochenende vor Ostern noch voll im Gange ist. „What the h…!“. Allerdings, kaum befinden wir uns auf dem Areal des Campingplatzes, liegt das Getose auch schon wieder weit hinter uns. Nicht einmal die direkt angrenzende Hauptstraße ist mehr zu spüren.




An diesem Wochenende bewegen sich die Temperaturen rund um den Gefrierpunkt, daher kann, trotz des bereits offensichtlichen Frühlingsbeginns, durchaus noch von Wintercamping gesprochen werden. Bei solchen Witterungsverhältnissen ist das Camping-Erlebnis besonders intensiv, draußen durchaus rau, wird es im Bus ganz besonders gemütlich. Als aller Erstes wollen wir aber die Gegend mit einer ausgedehnten Wanderung rund um Fügen erkunden.









So ein mehrstündiger Spaziergang gibt schon sehr viel Kraft, trotzdem braucht es anschließend eine ordentliche Jause.

Danach freuen wir uns auf Entspannung im SPA-Bereich. Dieser verfügt über 2 Saunen (60/90 Grad) und ein Dampfbad. Mehr braucht es auch nicht. So richtig begeistert sind wir vom Ambiente rundherum. Hier ist das Bemühen der Familie Hell, eine ansprechende Wohlfühloase zu nachhaltigen Bedingungen zu schaffen, überall zu spüren.



Eine Wellnessoase ist natürlich kein Energiesparprogramm, umso wichtiger, dass die benötigte Energie durch Fotovoltaikanlage und Pellets-Heizung bereit gestellt wird. Die in der Sauna schwitzenden Gäste können ihren Flüssigkeitsbedarf mit herrlichem Gebirgswasser oder Sonnentor-Tees decken.





Nach zwei Saunagängen und seit langem wieder einmal einigen Stunden Entspannung zu Zweit, begeben wir uns raus in die Kälte um das Abendessen zuzubereiten.


… und wie das schmeckt!!

… und dann früh ins Bett, … aber das ist eine ganz andere Geschichte!

Ein absolutes Highlight ist für uns „Hell’s Frühstück“. Bei einem Ambiente, welches wir eher in Kopenhagen als in Tirol erwarten würden, verbringen wir gerne den halben Tag beim Brunch frischer, regionaler, teils biologischer Köstlichkeiten. Hier nehmen wir uns richtig Zeit für gute Gespräche, interessanten Lesestoff und ein wenig Büroarbeit.




Offenbar wird ausgerechnet unser Lieblingsplatz des gesamten Ressorts noch nicht wirklich gut angenommen, denn wir sind an beiden Vormittagen komplett alleine hier. Trotzdem wurden wir ausgesprochen freundlich umsorgt und haben uns dadurch sehr wohl gefühlt. Vielleicht ist das Flair etwas zu cool und urban für den klassischen Camper und das Angebot muss sich erst in den richtigen Kreisen herumsprechen?


Üblicherweise halten wir uns hauptsächlich mit allen möglichen Bewegungsarten in der Natur fit, aber wenn wir schon einmal richtig Zeit für uns selbst halben, macht es schon auch einmal Spaß sich zusätzlich 2 Stunden im Fitnessstudio auszupowern. Insgesamt können wir in den drei Tagen unseres Aufenthalts bei weitem nicht alles nützen was hier angeboten wird.
Komplette Ausstattung von TechnoGym sehr fein!


Fazit: Die heile Welt von 1962 ist im Jahr 2019 im Zillertal auf den ersten Blick nicht mehr vorhanden. Zu sehr ist das Tal vom kommerziellen Schitourismus geprägt, was viel Verkehr, unschöne Infrastruktur und exzessiven Lifestyle mit sich bringt. Der Campingplatz Hell hat es allerdings geschafft die Idylle von damals in einer zeitgemäßen Form ins heute zu übertragen. Wir haben unseren Aufenthalt hier jedenfalls außerordentlich genossen und werden ganz sicher, das nächste Mal mit unseren Kindern, wieder kommen. Vielleicht kommt im Sommer die Region auch insgesamt etwas mehr zur Ruhe und es lassen sich die vielen Almen rundherum genießen.
Camping mit SPA, geht das zusammen? Ein eindeutiges JA, wenn auf so viel Nachhaltigkeit und Naturnähe geachtet wird wie hier.


Anmerkung: Wir sind im übrigen der Meinung dass sich das Leben insgesamt in den letzten Jahrzehnten stark verbessert hat, aber es gibt eben auch konsumbedingte Auswüchse welche entsprechend Schatten werfen. Keinesfalls wollen wir andere Lebenseinstellungen ins lächerliche ziehen, dafür lieben wir die Vielfalt viel zu sehr. Allerdings machen wir uns Gedanken, wie das Leben nachhaltig und sozial verträglich zu gestalten ist und wollen mit unseren Beiträgen durchaus für einen reflektierten Umgang mit Ressourcen und Menschen begeistern.
Sehr schöner Beitrag und vor allem tolle Bilder. Ich habe auf meinem Blog gerade eine Blogparade zum Thema Camping gestartet und würde mich sehr freuen wenn du Lust hast mitzumachen.
http://dieplaudertasche.com/2019/05/31/blogparade-camping-inkl-verlosung/
Alles Liebe
Freya
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Danke für die Einladung! Ich schau mir das sehr gerne an. Ganz liebe Grüße Andi
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