Was wir an Camping im Spätherbst lieben?

Camping liegt im Trend, und das wie ich meine völlig zu recht. Dabei sind die Auffassungsunterschiede, was den nun eigentlich Camping ausmacht, so groß wie bei kaum einem anderen Hobby – vom Backpacker, welcher maximal ein Biwak-Zelt zwischen sich und den Sternenhimmel lässt, bis zu den Wohlstandsnomaden im Luxus-Wohnmobil, welche jeden erdenklichen Komfort mit sich herum schleppen. Während für die einen ihr Nachtlager gar nicht weit genug von jeglicher Zivilisation entfernt sein kann, suchen die anderen nach gut gesicherten Campingplätzen mit Wellnessoase. Wir liegen, wie bei so vielen Themen, mit unserem Zugang wieder einmal irgendwo in der Mitte, mit einer gewissen Entdeckungs-Offenheit in beide Richtungen. Aber das ist eben auch eine Besonderheit am Camping, jeder betreibt es auf seine ganz eigene Weise. 


Ich erspare mir hier eine Auflistung aller Aspekte, die für uns ein richtiges Campingabenteuer ausmachen. Diese finden sich ohnehin in unseren Reiseberichten wieder. Einen davon möchte ich aber hier herausheben: „weniger Komfort – mehr Leben“. Das klingt erst einmal nach einem platten Spruch, der noch dazu als zynisch verstanden werden kann. Aber nein, wir schätzen die meisten Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation durchaus. Alles andere wäre auch lächerlich, leben wir doch insgesamt auf einem sehr hohen Komfort-Niveau. Trotzdem haben wir für uns entdeckt, dass es der sprichwörtliche „Sprung ins kalte Wasser“ ist, der uns heute manchmal fehlt. Er kostet uns Überwindung, ist eigentlich alles andere als angenehm. Doch danach fühlen wir uns freier, stärker, klarer als zuvor – wie „neu geboren“!

Beim Camping im Spätherbst kommt genau dieser Effekt zu tragen, noch viel stärker als im Sommer. Bei Temperaturen unter dem Nullpunkt, bei Wind und Regen, wird der Raum zu Viert im Bus schon einmal gewaltig eng, wir können uns nicht so leicht aus dem Weg gehen und kleine Unstimmigkeiten enden dann schnell in einem handfesten Streit. Jeder Gang in der Nacht aufs Klo, ist ein bitterkaltes Erlebnis und bald wissen wir nicht mehr, wie wir unsere Kleidung trocknen sollen. Zugegeben, da stellen wir uns schon auch mal die Frage, was machen wir hier eigentlich? Aber dass ist eben genau dieses besondere Phänomen, welches nicht erklärt werden kann, sondern erlebt werden muss. Wir wachsen so auf eine unglaubliche Weise zusammen. Nach nur wenigen Tagen sind wir das perfekte Team, auch wenn es anfangs so gar nicht danach aussieht. Sich den Kräften der Natur auszusetzen, bedeutet diese auch stärker zu spüren und zu respektieren. Einerseits kann das unbequem und manchmal sogar bedrohlich sein, andererseits ist es eine unbeschreibliche Energiequelle. Wir fühlen uns freier, stärker, klarer – einfach „wie neugeboren“!

Und … es gibt wirklich nichts gemütlicheres als eine Schlafsack-Nacht im Bus mit der Familie, wenn es draußen eisig ist und stürmt.

Hier verschafft uns eine rustikale, ungeheizte Hütte zwar nicht unbedingt eine Aufwärmmöglichkeit, aber dafür ein Dach über den Kopf und genug Bewegungsraum, somit können wir auf das sonst notwendige Vorzelt gut verzichten.

Bei schlechtem Wetter konzentriert sich die Freizeitgestaltung auf Kochen, Essen, ein wenig Kicken, Kartenspielen, Musik- bzw. Hörbuchhören, gute Gespräche und eventuell ein paar feine Getränke.

Und wenn dann doch noch die Sonne raus kommt, nichts wie rauf auf einen Berg, … und das ist dann manchmal schon fast wie in einem „schlechten“ Film.

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