Nachdem dem einstimmigen Beschluss des Familienrates, die gemeinsame Freizeitgestaltung stärker „on the road“ zu verlegen, kristallisierte sich schnell heraus, dass unsere erste größere Sommertour nach Dänemark und Schweden führen sollte. Die Aussicht auf weitläufige Natur einerseits und das Interesse an der offenen skandinavischen Lebenskultur andererseits, waren die Hauptargumente.
Zur Reiseplanung lesen wir uns üblicherweise unterm Jahr in das Thema ein, oder sehen uns einschlägige Dokumentationen dazu an. Interessante Orte und Inhalte werden auf einer Ideenliste notiert. Eine fixe Routenplanung machen wir aber bewusst nicht. Eine zentrale Idee unserer Art zu reisen ist die Freiheit von spontanen Entscheidungen. Wir reisen im wahrsten Sinne des Wortes nach dem Wetter, und nach den Tipps von Menschen die wir unterwegs treffen.
Der Bus ist eingeräumt, die Fahrräder am Träger fixiert … wir verabschieden uns vom Regenwetter daheim.
Noch einmal kurz durchgezählt, und dann kann es losgehen …
… sobald der Fahrer bereit ist!
Unser erstes und einziges vorgeplantes Ziel ist „Stoverstrand“ an der Elbe bei Hamburg. Dabei ist aber schon jetzt klar, wir haben keine Lust diese Strecke durchzufahren. Wir werden daher spontan irgendwo einen Schlafplatz finden.
Nachdem uns die Gegend zwischen Fulda und Kassel nicht so wirklich überzeugt, fahren wir noch etwas weiter und tatsächlich, vor Göttingen wird die Landschaft schöner und wir verlassen kurz entschlossen die Autobahn. Jetzt heißt es „alle Ausschau halten“ nach einem geeigneten Stellplatz. Wir lesen, in „Witzenhausen“ gibt es ein Schloss! Die Kinder legen sich fest: ur-cooler Ortsname und noch dazu mit einem echten Geisterschloss: dort wird heute übernachtet!! Und so wird die erste Gruselgeschichte dieser Reise „das verwunschene Schloss“ heißen.
Dass Schloss Berlepsch tatsächlich wie ein typisches Geisterschloss aussieht, konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Ebenso wenig, dass der nebenan liegende Parkplatz den perfekten Stellplatz samt „Naherholungsgebiet“ für uns bereithält.
Auch spannend: die Hippie-kommunenhafte Baumhaussiedlung namens Robins Nest.
Am nächsten Morgen ist noch genügend Zeit um die ersten Sonnenstrahlen zu genießen, bevor es in den nächstgelegen Ort zum Frühstücken geht.
Jetzt aber wieder ab auf die Autobahn. Nach „Hamburg“ sind es nur mehr rund 250 km, das wird gemütlich.
Südöstlich von Hamburg haben wir direkt an der Elbe einen besonderen Campingplatz ausfindig gemacht: Camping Stover Strand Das lässige daran – innerhalb des Deichs stehen schön parzelliert die Dauer- und Urlaubscamper, außerhalb die Reise- und Individual-Camper nach freier Platzwahl, bevorzugt direkt am Sandstrand. Yes!
Valentin will gleich länger dableiben, wegen des schönen Strands, nicht ahnend was diesbezüglich noch alles auf ihn wartet.
So eine Reise lebt selbstverständlich auch von den Kontrasten. Aus der Perspektive des Pauschalurlaubers (ja – wir wissen von was wir reden, wir haben das auch schon einmal ausprobiert) sieht alles etwas weichgespült aus. Alles wird auf die hohen Ansprüche des durchschnittlichen Mitteleuropäers zurechtgebügelt. Ansprechpartner, Speisekarten, Broschüren, … sind auf des Urlaubers Sprache getrimmt. Programmpunkte sind streng nach Entertainmentfaktor vorsortiert und kulturelle Erlebnisse gibt es scheibchenweise, häufig – um Kulturschocks zu verhindern, und selbstverständlich nur zur eigenen Sicherheit – hinter „rosarot getönten Glasscheiben“ serviert.
Wir glauben es selbst immer wieder kaum, aber nur wenn wir diese Komfortzone verlassen, fangen wir richtig an zu erleben und die Tage füllen sich mit Glücksmomenten. Wir reden hier nicht von großen riskanten Abenteuern, aber doch von echten Erlebnissen.
Und so kommt es, dass nach Natur pur in den rauen Winden des „Elbstrands“, ein Tag in der coolen Metropole Hamburg folgt.
Fischmarkt und Hafen sind natürlich Pflicht. Schwer zu empfehlen die Fischbrötchenbude auf Landungsbrücke 10 und Eisladen in Altona.
Bei einem Abstecher an die Reeperbahn konnte ich es meinen Kindern (und meiner Frau) nicht mehr länger verheimlichen – Papa hat hier Mal gearbeitet.
Nein – natürlich nicht was ihr denkt!! – hier befinden sich auch die besten Musikclubs der Stadt und ich durfte mit verschiedenen Bands in unterschiedlichen „Kneipen“ gastieren. Für Noah war sofort klar – gut, dann muss ich als DJ auch einmal hier her.
Zurück am Campingplatz Stover Strand werden die soeben gekauften Schätze sogleich verarbeitet und im Anschluss bei einer guten Flasche Wein der Sonnenuntergang genossen.
Am nächsten Tag geht es dann mit neuer Reiselust weiter Richtung dänischer Grenze. Ursprünglich hatten wir die Insel Römö als nächstes Ziel auserkoren. Nach einem Erfahrungsaustausch mit einem unserer Reisekollegen am Vortag, ändern wir die Koordinaten geringfügig, in Richtung der Insel Fanö. Angeblich ist diese noch beschaulicher, weil nur durch eine Fähre und nicht über eine Brücke erreichbar.
Kaum dass wir die Grenze passieren, stellt sich ein unglaubliches Gefühl der Entschleunigung ein, und das hat nicht nur mit dem Urlaubsmodus zu tun, in dem wir natürlich längst sind. In den nächsten Tagen wird sich der erste Eindruck bestätigen: die Dänen taugen uns richtig! Es ist eine ganz besondere Mischung an Aufgeräumtheit, Offenheit und Designaffinität, gepaart mit Bodenständigkeit und einer unglaublichen Gelassenheit. Am einfachsten erkennt man das im Straßenverkehr. Ich muss das direkt einmal recherchieren, aber es kann hier eigentlich nicht viele Verkehrstote geben, so smart wie hier gefahren wird. Dagegen wirkt die Rückkehr auf Deutschlands Autobahnen später, wie der Eintritt in eine Kampfzone [Unsere lieben deutschen Freunde mögen mir diesen Vergleich verzeihen, wir mögen euch ja trotzdem – zumindest die allermeisten von euch]. Was mir als Alltagsradler auf dänischen Straßen zusätzlich taugt – Radfahrer haben hier absolut Vorrang!
Mit der Fähre übersetzen wir für ein paar Tage auf einen wahren Traum von einer Düneninsel und wir sind nun endgültig komplett tiefenentspannt. Jasmin hat sich letztlich sogar für die Grundstückspreise [geht sogar!] interessiert und das macht sie bei weitem nicht überall. 😉
Schwer zu empfehlen auch das Feldberg Strandcamping – so unkompliziert und herzlich, aber trotzdem gut organisiert und sauber, würden wir uns immer wünschen (dann wären wir vielleicht auch öfter auf Campingplätzen anzutreffen). Dazu befindet er sich gleich hinter den Dünen, damit ist das Meer easy mit dem Fahrrad zu erreichen. Liebe Grüße übrigens an Dennis, falls du dies jemals liest! Regionale Einkaufsmöglichkeiten sind hier auch in Ordnung, wenngleich empfindlich teurer als daheim.
Jedenfalls ist hier einmal 3 Tage chillen angesagt!
Bei mehreren Tagen Aufenthalt werden schnell neue Kontakte geknüpft
Unser Chillout-Bereich und Nachtlager in der unteren Etage. „Esi“ schläft allerdings nächtens oben bei den Kindern.
Wir verbringen hier auch einmal gerne viel Zeit am Strand und beschäftigen uns nur mit den Kindern, und mit Einkaufen, Kochen und Essen …
… ähnlich den Robben.
In der nächsten Episode berichten wir dann von unserer Weiterreise über Billund (Original Legoland) nach Schweden mit den Stationen Halmstad – Tjörn – Tiveden Nationalpark.
Hey ihr 4!
Toller Reisebericht, super Video und echt gute Fotos!
Diese Zutaten gepaart mit eurer berührenden Art zu erzählen, macht echt mal Lust auf den Norden!
Danke fürs mitnehmen, freu mich auf die Fortsetzung!
Lg Florian
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Danke lieber Florian! Das freut uns natürlich sehr, denn das ist der Grund warum wir das machen!
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Einfach nur wow! Man kann diese Freiheit beim Lesen spüren! Bin überwältigt! LG Petra Winter
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Danke, das ist schön!
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Hallo. Ein interessanter Bericht von eurer Reise aus Skandinavien. Weiter so. Darf ich mal fragen, was das für ein Zelt ist? Es scheint viel Platz zu haben und perfekt für eine vierköpfige Familie zu sein. Vielen Dank. Lg
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Hallo! Danke. Das ist ein Vorzelt von outwell speziell für VW Busse. Das reicht jedenfalls für 4 Personen, wir haben es aber nur als zusätzlichen „Wohnraum“ bei Regenwetter verwendet, an das nicht sehr oft, weil wir eher mit dem Wetter reisen!
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