Natürlich gibt es immer wieder Stationen, und Fanö gehört hier definitiv dazu, da möchten wir am liebsten viel länger bleiben. Könnten wir natürlich auch. Aber die Lust auf neue Abenteuer wird dann doch mit jedem Tag stärker und bald überwiegt sie das Bedürfnis zu bleiben. An dem Punkt packen wir unsere Sachen, sagen Ciao zu den neuen Bekanntschaften, blicken kurz mit Dankbarkeit auf den Schauplatz der letzten Tage zurück und innerhalb einer Stunde sind wir dann schon wieder am Weg.
Nach 3 Tagen Sonne, Wind und Meer, haben wir uns auch gleich wieder ein starkes Kontrastprogramm vorgenommen. Das war im Vorfeld bereits schnell klar geworden, wenn wir schon einmal so unmittelbar in der Gegend sind, werden wir das berühmte original Legoland in Billund besuchen.
Das ist schon ein „kleine Kinder – große Kinder – Traum“, die Stätte zu besuchen an der so viel Spielfreude erfunden wurde, welche auch in unserer Familie schon über Generationen anhält.
Wir hatten schon so eine Vorahnung – der angeschlossene Legoland-Vergnügungspark ist für uns, bereits dem Duft der Freiheit verfallene Individual-Reisende ein Kulturschock: abertausende Pauschalurlauber aus aller Welt und Tagesgäste aus der Umgebung stellen sich mit uns vor den Fahrgeschäften in die Schlange – eh klar! Aber hey! Trotz Wartezeiten von durchschnittlich 45 Minuten pro Attraktion, haben wir schließlich fast eine jede durchgemacht. Auch das ist eine Form von Abenteuer!
Anschließend gleich wieder der Flashback! Noch am selben Abend fahren wir einige Stunden durch wunderbare Landschaften in Richtung Odense, eine von Dänemarks Hauptinseln am Weg nach Schweden. Rund um Fredericia wird es dann etwas industrieller und daher auch immer schwieriger einen unbewohnten Platz zum Wildcampen zu finden. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit, finden wir doch noch eine suboptimale Stelle an einer Schotterstraße. Kaum wollen wir unser Lager einrichten, hält ein Fahrzeug – ich denke mir Oje! Die Beifahrerin: „Do you want to stay overnight here?“ – „Yes“ – „It is not allowed here!“ „Oh, is it a problem?“ —- „No no — Take care! Bye bye“ Ich denke mir gerade „Yes!“, noch einmal gut gegangen, da kommt das Fahrzeug im Retourgang zurück: „Sorry, but this place here is not so nice – I had a phonecall to my father, he owns a much better place on the beach, won´t you stay there? You are welcome!“
Ja, dieser traumhafte Stehplatz ist das Ergebins unserer Unterhaltung. Ich weiß das Gespräch deswegen noch fast im Wortlaut, weil es so bezeichnend dafür ist, wie wir die Dänen ganz generell erlebt haben.
Grundsätzlich ist „Wild Campen“ schon eine sehr reizvolle Sache. Es vermittelt noch einmal eine ganz andere Dimension von Freiheit. Warum wir es trotzdem selten machen hat einen ganz einfachen Grund: „Respekt“! Es ist eben so, dass in den meisten Gebieten Menschen leben, deren Privatsphäre wir nicht stören wollen. Wegen uns alleine wäre es wahrscheinlich kein Problem, wir kennen auch einige Kollegen die das grundsätzlich ohne Bedenken machen. Aber wir wollen schon immer auch daran denken was wäre, wenn plötzlich sehr viele auf diese Idee kommen. Es sind ja gar nicht mehr wenige, die da so quer durch Europe reisen. Wenn wir nicht irgendwo komplett in der freien Wildbahn sind, wollen wir uns das daher normalerweise nicht heraus nehmen. Und es gibt viele andere tolle Möglichkeiten den ungeliebten „Sardinen-Campingplätzen“ zu entkommen. Aber dazu später mehr.
Es folgt ein Reiseabschnitt, bei dem wir die Kinnlade kaum noch hochbekommen. Megabrücken, Fischbuden, Traumstrände, Eisdielen, …
… und letztlich die Fähre von Helsingor nach Helsingborg – Schweden.
An diesem Tag erreichen wir noch Halmstad. Bei einem Großeinkauf für die nächsten Tage merken wir – im Gegensatz zu Dänemark sind die Preise hier wieder sehr moderat. Hier befolgen wir auch erstmals den Geheimtipp eines Dänen und suchen uns einen Stellplatz in einem der Kleinyachthäfen. Auch die Küsten Südschwedens haben sich in den letzten Jahren stark touristisch entwickelt. Was auch zur Folge hat, dass die klassischen Campingplätze im Hochsommer mittlerweile stark von Dauer- und Urlaubscampern besetzt sind. Für uns Reisende sind dann oft kein Plätze mehr frei, oder jedenfalls nur mehr die weniger attraktiven. Das widerspricht dem Selbstverständnis der Schweden, weswegen für Reisecamper die Winterlagerplätze der Yachthäfen geöffnet wurden. Aus unserer Sicht der Idealfall: wir haben hier komplett freie Platzwahl ohne Parzellenzwang, wir Erleben tollen Erfahrungsaustausch – weil hier die Reisenden stranden und unser fahrendes Eigenheim steht hier direkt am Meer!
Der Deich ist abends beliebter Treffpunkt vor allem junger Halmstädter, weil es hier ganz außergewöhnliche Sonnenuntergänge zu erleben gibt! Wir nehmen es gerne mit.
Eigentlich sollte Halmstad nur als Zwischenziel herhalten, doch der nächste Tipp – diesmal von einer schweizer Familie kommend – veranlasst uns, den nächsten Tag noch hier zu verbringen.
Welch eine grandiose Entscheidung, denn darauf hätten wir nicht verzichten wollen: Wir erleben eine Radtour entlang der Küste, die mit zum Schönsten gehört was wir bisher erlebt haben. Sie führt uns durch eine wildromantische Landschaft und zu Stränden, die wir fast für uns alleine haben. Lediglich ein paar Einheimische, welche hier ihre Strandhäuser haben, gesellen sich im Laufe des Nachmittags zu uns. Und das ist gut so.
Was sich später noch mehrmals bestätigen wird: original schwedische Küche ist nur mehr ganz schwer zu finden. Der Thailänder war aber sehr urig und lecker!
Dieses Mal gibt es zum Einschlafen keine Gruselgeschichte.
Weiter geht es am nächsten Tag in Richtung Göteburg. Der zweitgrößten Stadt Schwedens statten wir einen Kurzbesuch ab. Wie bei unseren Stadtvisiten üblich, haben wir keine Liste von Sehenswürdigkeiten vorbereitet, welche es abzuklappern gilt. Wir erkundigen uns lieber im Vorfeld, welche Zonen bei den Einheimischen angesagt sind, und besuchen diese.
Haga ist der älteste Stadtteil Göteborgs und aktuell bekannt für kleine Geschäfte und Boutiquen, Cafés und Restaurants – hier gibt es viel Öko, Design und Antiquitäten.
Unser heutiges Etappenziel, die berühmte Schäreninsel Tjörn, liegt sehr exponiert an der Westküste 60 km nordwestlich von Göteborg. Hier dominieren wieder im wahrsten Sinne des Wortes die Kräfte der Natur. Meer, Wind und Felsen.
Die Freiheit fühlt sich hier grenzenlos an und so haben wir die nächsten Tage gar nicht unbedingt das Bedürfnis großartig was zu unternehmen. Wir verbringen die Zeit mit ein paar kleineren Radtouren (wieder um die besten Plätze zu erreichen), herumklettern auf den Felsen, Einkäufe im örtlichen Krämerladen und der regionalen Fischbude, Fischen, Krabbenfangen, Kochen, Essen, …
… und viel Chillen!!!