Do The Right Thing – Im Baderhaus

Mit „Do The Right Thing“ starte ich eine neue Serie, in welcher ich euch ganz besondere Menschen und ihre Projekte vorstellen möchte. Meist durfte ich diesen Menschen im Rahmen meiner musikalischen oder filmischen Projekte begegnen und fast immer wurden sie zu langjährigen Freunden. Was uns verbindet ist die Überzeugung, dass wir Außergewöhnliches schaffen können, wenn wir nur richtig daran glauben und vor allem selbst die Verantwortung für unser Leben übernehmen. Auch gegen den Trend, auch gegen vermeintlich unbezwingbare Hindernisse. Von diesen Menschen gibt es gar nicht so wenige, sie alle zusammen „retten“ jeden Tag ein kleines Stück unserer Welt, weil sie tun was „richtig“ ist und keine Energie damit verschwenden anzuklagen was vor allem andere alles falsch machen.

Im Baderhaus – Cafe und Greisslerei

Bitte wer kommt auf die Idee, ausgerechnet im oberösterreichischen Engelhartszell ein kleines Cafe mit eigener Konditorei und angeschlossener Greisslerei aufzumachen? In einem Ort, der zwar wahnsinnig idyllisch an der Donau gelegen, aber sonst wie so viele ländliche Gebiete eher von Abwanderung betroffen ist? In einem Ort, wo alteingesessene Betriebe häufig schließen müssen und wohin heute Menschen eher ihren Zeitwohnsitz als ihren Lebensmittelpunkt verlegen?

Mein lieber Freund Peter Corrigan und seine Frau Paula.

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Der Weg dahin war alles andere als geradlinig, aber im nachhinein gesehen doch in vielerlei Hinsicht schlüssig. Und diese Geschichte möchte ich euch gerne erzählen:

Als ich Peter (für mich heute wie damals „Peda“) kennen lernte, hieß er im Nachnamen noch Perchtold und lebte in seinem, vom Wintertourismus geprägten, Heimatort St. Johann in Tirol. Als gelernter Tischler ging er einem 30-Stunden-Job als Möbelmonteur nach und beschäftigte sich sonst viel mit Musik. Über ein gemeinsames Musikprojekt sind wir uns schließlich auch begegnet. Mit Peda konnte ich schon damals leidenschaftlich über „Gott und die Welt“ philosophieren, aber insgesamt kam mir sein Leben damals etwas perspektivenlos vor. Ich weiß nicht ob er das selbst so bestätigen würde, aber mir schien es, als hänge er irgendwie fest. Peda ist von Natur aus außerordentlich genügsam, was auf mich in seiner damaligen Situation fast lethargisch wirkte. Heute bin ich davon überzeugt, dass es letztlich auch diese Genügsamkeit ist, welche ihm seinen ganz besonderen Weg ermöglicht hat.

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Für mich ist es sehr bewegend, dass Peda immer noch gerne an Musik tüftelt, wenn auch heute nur mehr zur Entspannung, aber das ist absolut gut so.

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Ein Fahrradunfall war dann ausschlaggebender Anstoß, ernsthaft über einen beruflichen Neustart nachzudenken, noch einmal was ganz Neues zu beginnen, etwas wofür Peda echte Leidenschaft entwickeln konnte. Es folgte eine Ausbildung zum Koch (insbesondere von Süßspeisen) und danach zum Konditor bei einer namhaften Wiener Konditorei. Dort traf er auch seine heutige Frau Paula Corrigan, deren Nachnamen er bei der späteren Heirat auch annahm.

Mir kam es vor, als dauerte es nur wenige Wochen, dass aus jenem Peter, der meist nur so in den Tag hinein gelebt hatte, ein konzentriertes „Arbeitstier“ wurde. Was im Gastronomiegewerbe sicher auch notwendig ist und was sich viele daher heute nicht mehr antun wollen. Dabei musste er auch das eine oder andere „bremsende“ Laster ablegen, worauf ich aber hier nicht näher eingehen muss. 😎

Mit Paula ging Peda dann schließlich auch „auf die Walz“. Auf eine „kochende“ Weltreise sozusagen, welche zuletzt in einem Spitzenrestaurant in New York endete.

Dann der Entschluss sich sesshaft zu machen, das ganz eigene Ding zu starten und eine Familie zu gründen. Nicht etwa in New York, Sydney oder Tokio. Nein, irgendwo am Lande in Österreich oder Deutschland. Irgendeine alte Bude sollte es sein, welche die beiden in Engelhartszell dann definitiv gefunden hatten.

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In Eigenregie und vor allem eigenhändig, wird das alte „Baderhaus“ nun innerhalb eines halben Jahres, mit sehr viel Liebe fürs Detail, restauriert und in ein wahres Schmuckstück an Café, Konditorei und Greisslerei verwandelt.

Das Obergeschoss wird dabei zur gemütlichen Altbauwohnung umgebaut, gerade rechtzeitig, denn im März 2018 kommt Sohn Jakob Richard zur Welt. Die Corrigans scheinen nun endgültig bereit für den neuen Lebensabschnitt.

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Eines darf ich euch schon einmal verraten: Es ist hier nicht nur wahnsinnig gemütlich, die Produkte schmecken auch unfassbar gut und sind alle besonders nachhaltig und regional produziert.

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Wer sich an ein solches Projekt heranwagt, sollte kein kühler Rechner sein, was die eigenen Arbeitszeiten angeht. Mit möglichst wenig Aufwand sehr gut verdienen, das wird hier nicht funktionieren. Bereits um 5 Uhr Früh beginnt für die Corrigans der Arbeitstag, denn die Konditorwaren werden täglich frisch produziert. Anschließend geht es weiter mit Verkauf und Service in Greisslerei und Café. Der Laden ist täglich, außer Montag, von 7-18 Uhr geöffnet. Danach muss gereinigt und alles für den nächsten Tag vorbereitet werden. Und das ist bei weitem noch nicht alles!

Was mich besonders begeistert ist die Mini-Kreislaufwirtschaft, die Peter und Paula hier aufgebaut haben. Es sind viele Kleinigkeiten die zusammenspielen und insgesamt dafür sorgen, dass die Sache auch wirtschaftlich funktionieren kann. Die Früchte der eigenen Obstbäume werden nicht nur zu leckeren Mehlspeisen verarbeitet, sondern auch zu einer eigenen Sorte Stadler Bioeis. Lamm- und Entenfleisch wird teils selbst verwertet aber auch an die gehobene Gastronomie verkauft.

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Darüber hinaus hat Peda viele Ideen was auf dem Areal noch alles machbar ist. Unter anderem ein paar außergewöhnliche Campingplätze, vor allem für die vielen Radler, die hier in den Sommermonaten am Donauradweg vorbeikommen. Wir haben diese Möglichkeit gleich einmal (inoffiziell) getestet und sind begeistert. Tiefenentspannung ist garantiert, wenngleich die Glocken der benachbarten Kirche hier auch des Nachts noch streng katholisch jede Viertelstunde läuten.

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Die Corrigans haben sich ihr kleines Paradies geschaffen. Ursprünglich und doch innovativ. Es fordert viel persönlichen Einsatz und bedeutet ein hohes Pensum an oftmals harter Arbeit. Aber für die beiden ist es genau „das Richtige“, ihre Arbeit ist „Wert schöpfend“ und ihre Begeisterung wirkt ansteckend auf die Gäste und das gesamte Umfeld.

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Die Geschichte von Paula und Peter zeigt mir einmal mehr wie es gehen kann. Es gibt sie nämlich nicht, die eine umfassende Lösung für all unsere gesellschaftlichen Herausforderung. Diversität ist gefragt, das Leben ist bunt! Wir können alle unseren Beitrag leisten, die Welt um uns herum in Ordnung zu bringen. Selbstbestimmt. Eigenverantwortlich. Mit Lebensfreude!

Überzeugt euch selbst:

Im Baderhaus – Café und Greisslerei, Sauwaldstraße 20, Engelhartszell

4 Kommentare

  1. Ein wirklich tolles Haus. Beste Mehlspeisen und super leckeres Brot und Gebäck. Ich bin ursprünglich aus Engelhartszell und komme ca. 2mal im Jahr hierhin zurück. Mein Weg führt mich vor der Heimreise immer in die Kreisslerei um mich mit Mehlspeisen, Brot und Gebäck zu versorgen .
    Bitte macht so weiter.😋

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